Es war einmal zu Beginn des Jahres 1966, als es in der Leiterrunde des Stammes Kreuzritter im nachbarschaftlichen Essen Rellinghausen gewitterte. Sind kleinere atmosphärische Störungen auch bei Pfadfindern nichts Unnatürliches, so schlugen die Blitze dieses Unwetter doch so stark in die Leitergemeinschaft ein, dass es zur Spaltung kam. Einer der sich abspaltenden Leiter hatte die Freude an der Pfadfinderei nicht verloren und dadurch den Ehrgeiz gewonnen, einen neuen Stamm in der Nachbargemeinde aufzubauen: Herbert Schulte Eversum. Im März 1966 wurde das Jugendheim St. Theresia von Kurat Pastor Stöckmann für einen Nachmittag in der Woche zur Gruppenstunde freigegeben. Nach mäßig besuchten Anfangswochen mußte durch den erfreulichen Mitgliederzuwachs nach dem ersten Lager in Kürten drei Monate nach der Gründung eine weitere Gruppenstunde angeboten werden. Die frohe Kunde dieser Erfolge drang auch nach Rellinghausen, durch die folgende Vermittlung des neuen Kuraten Kaplan Kohl wurden die einstigen Unstimmigkeiten geklärt. Da es in der DPSG üblich ist, dass neu gegründete Stämme (Siedlungen genannt) durch einen Paten begleitet werden, wurde der Rellinghauser Stamm – neben dem “Freundeskreis der Jugend in Essen-Stadtwald” – zum Paten der “Siedlung Sachsen im Stamm Kreuzritter zu Essen-Rellinghausen / Heide”.
In den Monaten nach der ersten Versprechensfeier am 23. Juli 1966 begannen die ersten Altpapiersammlungen, die bis zur Aufstellung von Sammelcontainern durch die Stadt vor einigen Jahren durchgehend zur fast 30-jährigen Stammestradition wurden. Im Jahr nach der Gründung wurde die erste Stammeszeitung herausgegeben, bis heute ebenfalls eine Tradition, die jedoch nur mehr oder weniger regelmäßig wahrgenommen wurde: In manchen Jahren gab es nur eine Jahres- oder gar Zweijahresinformation, in anderen Jahren konnte die Stammeszeitung vierteljährlich erscheinen.
1971 wurde das erste Stammeslager in Norwegen durchgeführt, das zu einer mehrjährigen Partnerschaft mit den norwegischen Pfadfindergruppen “Speidergrutt 11 un 15” führte. Noch heute erinnert daran die Glocke der früheren Notkirche St. Theresia, die seit über 30 Jahren in der St. Hallvard-Kirche in Oslo hängt. Leider sind diese Stammespartnerschaften Anfang der 80er Jahre wieder eingeschlafen.
Nachdem der Stamm in den ersten Jahren nur Jungen offenstand, wurde 1973 endlich der Beschluß der Bundesversammlung umgesetzt, die DPSG für Mädchen zu öffnen. Mit 17 Mädchen und 50 Jungen fuhren die Sachsen in ihr erstes koedukatives Sommerlager.
Nach acht Jahren Pfadfinderarbeit hatte der Stamm bereits über 120 Mitglieder, nicht zuletzt durch die erfolgreiche Arbeit des Stammesgründers Herbert Schulte Eversum, der 1974 in den wohlverdienten Ruhestand ging und die Verantwortung in jüngere Hände übergab.
1977 fuhr die Leiterrunde zum ersten Mal “auf Klausur”. Dieses Planungswochenende wurde mehrfach wiederholt, anfangs eher sporadisch (1979, 1984…), seit über 15 Jahren nun aber regelmäßig: Zu Anfang jeden Jahres fährt die Leiterrunde für zwei Tage gemeinsam in ein Haus, um in langen Sitzungsmarathons den Jahresablauf inhaltlich und terminlich zu planen. Diese Wochenenden sind zwar zweifellos anstrengend, aber nicht weniger sinnvoll und spaßig.
Das 50jährige Jubiläum der DPSG 1979 wurde auf Stadtebene unter Mithilfe einiger Sachsenleiter groß gefeiert. Die Rover- und Leiterrunde fuhr für ein verlängertes Wochenende ein letztes Mal nach Oslo, um dort die befreundeten norwegischen Pfadfinder zu treffen.
Von 1983 bis 1986 erreichte der Stamm ein trauriges Tief hinsichtlich der Mitgliedszahlen: Durchschnittlich waren nur rund 50 Sachsen als Stammesmitglieder gemeldet. Ende der 80er Jahre begann dann ein stetiger Aufwärtstrend, so dass wir seit einigen Jahren meist mehr als 150 Mitglieder zählen.
1992 begann die bis heute anhaltende Schwarzzeltliebe der Sachsen. Zu der in Essen-Kettwig stattfindenden Bundesversammlung der DPSG wurde unserem Stamm angeboten, eine Jurtenburg als Versammlungsort aufzubauen. Nach einem Trainingswochenende in Castrop-Rauxel (dem ersten “JuKoSem”) machten sich einige Rover und Leiter daran, ein “Zehnerschlösschen” nach den Plänen von Jörg Berresheim aufzubauen.
Zur Solidaritätsaktion der DPSG für Rwanda 1995 veranstalteten die Sachsen einen 24-Stunden-Fahrrad-Wohltätigkeitslauf. Über 100 Stammesmitglieder und -freunde erradelten durch die Unterstützung zahlreicher Sponsoren über 10.000 DM für das kriegsgebeutelte Land. Am Ende des gleichen Jahres gingen die Sachsen erstmals online, die von Theo Müller im Laufe der Zeit aufgebaute Stammesdatenbank unserer Homepage ist noch heute, nach vielen Verbesserungen und Umgestaltungen, als Pfadi-Archiv des Scoutnet eine nützliche Hilfe im Internet.
Unser 30jähriges Jubiläum 1996 wurde mit dem wohl größten Fest der Stammesgeschichte begangen: Wurden zwar auch das zehnte, zwölfte, zwanzigste und silberne Jubiläum gefeiert, planten diesmal eineinhalb Jahre mehrere AG´s die mehrtägigen Feierlichkeiten. Unter anderem wurde wieder eine Jurtenburg aufgebaut, die zwar größer und komplizierter als diejenige der Bundesversammlung konzipiert war, durch die bereits gesammelten Erfahrungen jedoch genau den Bedürfnissen des Jubiläums angepasst werden konnte.